Da ich mehr als Dreiviertel unserer
Lebensmitteleinkäufe tätige und schon immer meine Mitmenschen genau beobachtet
habe, habe ich jetzt eine Typologie der Supermarkt-Nervensägen entwickelt.
Feminist*innen werden sich wohl kaum daran stören, daß ich sie nur in der
männlichen Form beschreibe, weil es sich ja um mehr oder weniger unsympathische
Zeitgenossen handelt.
1)
Der Doppelparker
Er stellt sein Auto so auf dem Parkplatz
ab, daß er bequem ein- und aussteigen kann. Daß er damit zwei Plätze belegt,
das fällt ihm entweder gar nicht auf, oder er übersieht es geflissentlich.
2)
Der Vorsteher
Er sucht sich in einem Gang im Geschäft
eine schmale Stelle aus, z.B. neben einem abgestellten Einkaufswagen. Neben den
plaziert er sich und bleibt dort lange stehen, während er sich gedanklich in
die schwierige Frage vertieft, ob es vielleicht doch eine Quadratur des Kreises
gibt, und wenn ja, welche.
3)
Hans Guckindieluft
Wie der Vorsteher ist er anscheinend fest
davon überzeugt, der letzte Überlebende der Menschheit zu sein. Andere Kunden
müssen ihm ständig ausweichen, weil er seinen Wagen durch die Gegend schiebt,
ohne zu gucken, wohin. Er biegt auch unvermittelt ab, wenn gerade jemand
versucht, an ihm vorbeizukommen.
4)
Der Geldbeuteltieftaucher
Er ist meist mindestens sechzig Jahre alt
und geht davon aus, daß die Kassiererin über keinen Cent Wechselgeld verfügt.
Deshalb zahlt er genau passend. Das gestaltet sich jedoch schwierig, weil seine
Augen nicht mehr die besten sind und er seine Lesebrille nicht dabei hat. Und
die Finger sind auch schon ein bißchen steif. Wenn die Kassiererin ihm dann
angesichts der immer länger werdenden Schlange dabei helfen will, lehnt er das
aber empört ab. Sowas kann er schließlich immer noch selbst!
5)
Der konsequente Scheckkartenzahler
Er wiederum ist in der Regel unter
vierzig und zahlt auch Bagatellbeträge prinzipiell mit der EC-Karte. Leider
weiß er auch nach vielen solchen Vorgängen immer noch nicht, wie herum man
diese Karte in das Lesegerät steckt. Und dann dauert es oft noch ein bißchen,
bis der Betrag abgebucht ist. Dieser Typ ist fast so nervig wie sein soeben
beschriebenes Gegenstück.
6)
Der pedantische Phlegmatiker
Das Bezahlen geht bei ihm
glücklicherweise relativ zügig. Aber leider fängt er erst danach an, die Waren
zu verstauen, die die Kassierein zuvor über den Scanner gezogen hat. Er legt
sie nicht etwa erst einmal in den Einkaufswagen zurück, sondern sortiert sie
pedantisch in verschiedene mitgebrachte Einkaufstaschen. Vorher müssen aber
noch in aller Ruhe das Wechselgeld und der Kassenbon im Portemonnaie verstaut
werden, während die Wurzeln, die die Kunden hinter ihm geschlagen haben, einen
immer festeren Halt im Boden bekommen. Erst danach sieht er sich in der Lage,
den Platz an der Kasse freizugeben.
7)
Der überaus Respektvolle
Diese Beschreibung
trifft leider auf fast alle Kunden zu, wenn sie sich an Position zwei an der
Kasse befinden. Viele von ihnen fahren auf der Autobahn-Überholspur dem Vehikel
vor ihnen bis auf Zentimeter auf. Aber
hier an der Kasse halten sie auf einmal mindestens eine Einkaufswagenlänge
Abstand, damit es nur ja keinen Auffahrunfall gibt. Dadurch kann ein Gutteil
des Laufbandes für die Einkäufe nicht genutzt werden. Dieses Verhalten ist für
mich äußerst rätselhaft. Wäre ich ein junger Psychologe, dann würde ich es
erforschen und darüber eine Doktorarbeit schreiben.